Mein Äffchen im Maschinenraum

Die Glocke um fünf, die Taue um sechs.

Vogelgeschrei an den Wänden des Kliffs

und du schläfst so tief im Bauch eines Schiffs

das heute um sieben den Hafen verlässt,

als hätte es den kleinen Ort

am Kieselufer nie gegeben

so schnell trägt die See eine Stadt namens T.

fort, aus deinem Leben.

 

Bald sitzt du, wartest auf den Traum.

Der schleicht sich ein in Rot. Der spricht:

Mein Äffchen im Maschinenraum!

An Deck und beiß sie alle tot!

 

Mach deine Augen runder,

mach sie schwarz wie Kümmelkern.

Sieh nur den Heizer

(Hundesohn vor unsrem Herrn!).

Hat er nicht seine Kohlen so geschwenkt,

dass sie nach allen Seiten sprangen

dir mit rotem Stein das Fell versengt

und du?

Du grämtest dich. Mehr noch: Du schämtest dich.

Ich aber sage dir: Beiß zu!

 

Und weiter, Äffchen - such den Koch,

der dich mit altem Zwieback nährte, doch

in der Kombüse einen Vorrat Dosen

leerte, aufgesteckt zum Früchtespieß

und nur die mädchenhaftesten Matrosen

neckend kosten ließ.

 

Du sahst sie miteinander lachen,

dir kein Wort.

Pack die Matrosen, wirf sie über Bord

tief in die aufgesperrten Rachen

starker Fische, die als Schatten in den Wellen wohnen.

Sag, wirst du den Schiffsarzt schonen

und den Steuermann?

Was fängst du mit den Ingenieuren an?

 

Zuletzt den Kapitän,

der dich in einer kleinen Stadt

mit Kliff und Kieselbucht erworben hat -

Ach, mitgenommen werden übers Meer! ,

der dich dressierte auf dem Oberdeck

bis ihm dein Tanz zu äffisch war, zu schwer.

Man steckte dich zu den Maschinen -

wo du im Lärm und Dampf,

im Stampfen der Turbinen

stumm und zum Erbrechen nervenkrank

nur dasaßt, stumm vibriertest,

angeleint am Wassertank.

und nach zwei Tagen war dein Blick

so tot wie Affen, die die Steiff-Fabrik

gekämmt verlassen, in die Vorstadt rollen,

kistenweise, stark geliebt,

obwohl sie Filz sind, Garn und innen Knisterwolle.

 

Gerechter Preis für deine Heuer:

Klapp ihm die Augen zu. Wir wollen lustig sein.

Nimm seine Mütze. Übernimm das Steuer.

Das Schiff zur Küste!

Bade. Mach dich fein.

 

Den jeder Landgang ist ein Fest

und du flanierst auf den Quais von Key West -

den schaukelnden Planken im Lampionschein

und bestem Leinen. Grüß die kleinen

Leute: Hi there. How's the catch?

spazierst vor vollen Lagerhallen

wo du, um Damen zu gefallen.

ein Lächeln fletschst, das herrlich ist

trotz Blut, Skorbut und allem.

 

Da gehst du, Äffchen. Wir verlieren dich.

Und du verlierst dein schlechtvertäutes Schiff,

das an der Leine zerrt, bevor es sich

befreit und seitwärts treibt, scharf übers Riff

und wassertrinkend in die Ferne.

Du wirst weitergehn.

 

Und mit dem Eifer eines Äffchens lernen,

Zitrusfrüchte zu entkernen,

Tiere tief im Dämmerlicht zu sehn

und immer daran denken, dich herumzudrehn

wenn aus Bodega Bars und von Verandastufen,

durch die Gassen dieser nassen Stadt

die braunen Jungen rufen:

Kapitän!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0